Kultur- und Heimatverein

Falkensteiner Vorwald e.V.

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Um welche Kirche handelt es sich?

Falkenstein. Für die Bilderrätselserie des Kultur- und Heimatvereins Falkenstein ist nun die elfte Runde gestartet. Zwei Fotos zeigen diesmal Teile des Portals einer Kirche aus dem Landkreis Cham. Auffallend an diesem Portal sind die kleinen runden Löcher. Auf den Quadersteinen der Kirche sind sogenannte Wetzrillen zu sehen. Gefragt ist, zu welcher Kirche das Portal gehört und wo sich die Kirche befindet. Wer das richtig beantwortet,  kann einen kleinen Preis gewinnen (z.B. Buch, Wanderführer, Falkensteiner Heimatheft). Der Kultur- und Heimatverein Falkensteiner Vorwald e.V. möchte mit dieser Aktion das Augenmerk richten auf kulturelle und geschichtliche Besonderheiten in unserer Heimat sowie auf Attraktionen und Schönheiten in der Natur mit den zahlreichen Naturdenkmälern. Die Fotos für die Bilderrätsel stammen von Heinz Glashauser, 2. Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins.

Die Lösungen können per E-Mail (h.glashauser@freent.de) oder per Post(karte) an Heinz Glashauser gesendet werden (Bavariastraße 3, 93167 Falkenstein). Die Lösungen müssen bis zum 8. November angekommen sein. Gibt es mehrere richtige Lösungen, werden die Gewinner beim Kulturstammtisch am 10. November im Falkensteiner Gasthof zur Post verlost und in der Zeitung bekanntgegeben.

 

 

 

Rätsel Nummer 11: Zu welcher Kirche gehört das Portal und wo befindet sich diese Kirche?

Portal der Filialkirche in Friedersried

Falkenstein. Der Oktober-Stammtisch des Falkensteiner Kultur- und Heimatvereins im Gasthof zur Post brachte die Auflösung des elften Bilderrätsels. Das Foto zeigt das Portal der Filialkirche Hl. Drei Könige und St. Matthäus in Friedersried, Gemeinde Stamsried. Sie gehörte zur Burg der Friedrichsreuter und ist eine der ältesten Kirchen im nordbayerischen Raum. Der Ursprung reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück.

Hier soll versucht werden, das Geheimnis etwas zu entschlüsseln was die Wetzrillen und Löcher am Sandsteinportal bedeuten könnten. Zum einen ist zu unterscheiden zwischen den Wetzrillen an den Steinquadern, zum anderen sind am Portal Näpfchen zu sehen, also kleine Löcher, die aus dem Portal herausgekratzt wurden. Zunächst zu den Wetzrillen. Dr. Mone aus Karlsruhe stellte die These auf, dass diese Wetzmarken auf einen Weiheakt zurückzuführen seien. Dieser Akt geschah vor einer Auseinandersetzung mit einem Feind. „Die Krieger versammelten sich zu diesem Zweck in der Kirche und nach Abhaltung der Messe und der Erteilung des priesterlichen Segens versäumten sie nie, am Ausgang der Kirche ihre Schwerter und Hellebarden noch in den Rillen zu wetzen. Dies geschah in dem Glauben, dass durch diesen Vorgang der Sieg ihrer Waffen über den Feind und eine glückliche Wiederkehr in die Heimat besiegelt sei.“ (Information: www.sühnekreuz.de). Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll dieser alte Brauch allmählich verschwunden sein, die Bedeutung verschwand aus dem Bewusstsein der Bevölkerung.

Diese Erklärung zu den Wetzrillen dürfte allerdings nicht grundlegend genug sein. Wetzrillen werden auch noch als Wetzmarken, Schleifrillen oder Teufelskrallen bezeichnet. Solche Wetzrillen sind bereits in der Steinzeit auf Menhiren, auf ägyptischen Tempeln, (z.B. Edfu, Luxor, Karnak und Assuan) auf mittelalterlichen Kirchen, (Strassburg, Kollmar, Eppingen, Freiburg, Friedersried) Steinkreuzen und Wegsteinen zu finden. Dies zeigt, dass es sich um einen Brauch handelt, der schon weit vor dem Mittelalter, nämlich seit der Steinzeit und Eisenzeit durchgeführt wurde. Es besteht ziemliche Einigkeit in der Ansicht, dass diese Rillen durch das Wetzen und Schärfen von Waffen und Werkzeugen entstanden sind. Aber es gibt auch noch die Vermutung, dass sie durch ein rituelles Entschärfen der Waffen entstanden sein könnten.

Für eine rituelle Funktion spricht auch die Tatsache, dass diese Rillen nicht kreuz und quer in den Steinen zu finden sind, sie sind fast ausschließlich senkrecht angeordnet. Die Anordnung der ägyptischen, deutschen und österreichischen Rillen ist ziemlich gleich und lässt vermuten, dass sie sowohl im europäischen Raum als auch in Ägypten dem gleichen Zweck dienten. So weisen die Wetzrillen an der Kirche in Friedersried weit in die Vergangenheit zurück. Wie steht es nun mit den kleinen runden Löchern am Portal der Kirche? Sie dürften doch wohl einem anderen Zweck gedient haben. Beim Vergleich zwischen dem Steinkult im Oberpfälzer und Bayerischem Wald mit dem Steinkult in Südtirol etwa stieß ich auf einige Unterschiede. So werden im Südtiroler Bereich die Näpfchensteine als Schalensteine bezeichnet. Die Schalensteine in unserem Gebiet sind in der Regel wesentlich größer. Vereinzelt gibt es auch in Südtirol Schalensteine, die etwa die Größe unserer Schalensteine haben. Auffällig sind aber dort doch die vielen Näpfchensteine. Welchem Zweck dienten diese Näpfchensteine? Die vorgeschichtlichen Kultplätze waren heilige Orte. In dem Wort heilig versteckt sich auch das Wort Heil mit dem dazugehörigen Verb heilen. Diese Plätze dienten also in erster Linie dazu, den Menschen zu heilen. Selbst die Blausteine in Stonehenge hat man über 250 km von Wales nach England transportiert, weil man diesen Steinen Heilkraft nachsagte. (Nach Professor Darwill war Stonehenge in erster Linie eine Heilstätte).

 

Man schrieb auch dem Gesteinspulver heilende Wirkung zu, vor allem auch dann, wenn die Steine an heiligen Plätzen standen. So dürften auch die Näpfchen am Portal in Friedersried entstanden sein. Der Aberglaube von der Heilkraft des Steinstaubes wurde von den Kirchen auch auf Sühnekreuze, Mark- und Grabsteine übertragen. In den „Deutschen Sagen-, Heil- und Bannsprüchen“ findet sich folgender Ratschlag: "So einer bezaubert wurde, der gehe zu einem Kreuz auf dem Felde, da einer erschlagen worden, gehe drei mahl links herum in den drei höchsten Namen, dann schlag' er ein Stück vom Kreuz, wirf dasselbe in ein fließend Wasser und sprich: Ich wirf dich in diesen Fluß, damit mir alle Zauberei und Unglück hinwegfliße und müsse den bestahn, der mir solches angethan." Unter Nr. 300 ist zu lesen: "Man muß Nachts 12 Uhr, solange die Glocke schlägt, mit einem weißen Tischtuch an einen Markstein gehen, welcher drei Zehnten scheidet, drei kleine Bröcklein vom Stein in den drei höchsten Namen auf das Tischtuch wegschlagen und an einen Fluß gehen, der noch nie versiegt ist. Den Urin des Kranken muß man bei sich haben, die drei Bröcklein Stein zu Mehl verklopfen und Wasser vom Fluß nehmen; alle drei Sachen in ein Glas tun und den Kranken dreimal trinken lassen. Dann sprich, solange er trinkt, dreimal: So gewiß Jesus Christus an dem heiligen Kreutz nicht gefallen worden ist, so fällst Du gewiß auch nicht!" (Kohlstock 1933; www.sühnekreuz.de)

 

Aus den richtigen Zusendungen wurden beim Kulturstammtisch drei Gewinner ausgelost:

Yvonne Bauer, Roding (3.), Erich Schmid, Stamsried (2.) und Melita Haimerl, geborene Held, Pillmersried (1. Preis).

Im Internet (www.kultur-falkenstein.de Rubrik Bilderrätsel) sind alle Rätselbilder und Preisträger zu sehen.
Bilderrätsel 12 wird ab 25. Oktober in der Heimatzeitung und im Internet veröffentlicht.

 

 Gewinnerin Melita Haimerl, geborene Held, mit Tochter Jana (Foto: Glashauser)

 

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